Dietrich Bonhoeffer
Einige Glaubenssätze über das Walten Gottes in der Geschichte
Ich glaube,
dass Gott aus allem, auch aus dem Bösesten, Gutes entstehen lassen kann und will.
Dafür braucht er Menschen, die sich alle Dinge zum Besten dienen lassen.
Ich glaube,
dass Gott uns in jeder Notlage soviel Widerstandskraft geben will, wie wir brauchen.
Aber er gibt sie nicht im voraus, damit wir uns nicht auf uns selbst, sondern allein auf ihn verlassen. In solchem Glauben müsste alle Angst vor der Zukunft überwunden sein.
Ich glaube,
dass auch unsere Fehler und Irrtümer nicht vergeblich sind, und dass es Gott nicht schwerer ist, mit ihnen fertig zu werden, als mit unseren vermeintlichen Guttaten,
Ich glaube,
dass Gott kein zeitloses Fatum ist, sondern dass er auf aufrichtige Gebete und verantwortliche Taten wartet und antwortet.
Dietrich Bonhoeffer, Rechenschaft an der Wende zum Jahr 1943 – Nach zehn Jahren, in: Widerstand und Ergebung, Briefe und Aufzeichnungen aus der Haft, Dietrich Bonhoeffer Werke, Band 8, 30f., Christian Kaiser / Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 1998
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„Widerstand und Ergebung“ – das ist der Titel, den Eberhard Bethge den Briefen und Aufzeichnungen Dietrich Bonhoeffers aus der Haft bei der Erstveröffentlichung 1951 gegeben hat. Bethge bezieht sich dabei auf den Brief Bonhoeffers vom 21. Februar 1944, in dem er sich Gedanken macht über die „Grenzen zwischen Widerstand und Ergebung“.
In seiner „Rechenschaft an der Wende zum Jahr 1943 – Nach zehn Jahren“, die er sich selbst und den Mitverschworenen Eberhard Bethge, Hans v. Dohnanyi und Hans Oster gibt, spricht Bonhoeffer von der „Widerstandskraft“. Politischer Widerstand und innere Widerstandskraft aus dem Glauben heraus gehören für ihn zusammen.
Auch im Krisenmodus von Isolation und Quarantäne, der Einschränkung unserer ‚leiblichen‘ Beziehungen und der Sorge um den Verlust von Arbeitsplätzen und Zukunftsperspektiven können wir in Bonhoeffers Gedanken Orientierung und Ermutigung für unseren Geist und unsere Seele finden.
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So much strength to resist ! Read Bonhoeffer in critical times (1) Sunday 29 March 2020
Some Statemens of Faith on God’s Action in History
„I believe
that God can and will let good come out of everything, even the greatest evil.
For that to happen, God needs human beings who let everything work out for the best.
I believe
that in every moment of distress God will give us as much strength to resist as we need.
But it is not given to us in advance, lest we rely on ourselves and not on God alone.
In such faith all fear of the future should be overcome.
I believe
that even our mistakes and shortcomings are not in vain and that it is no more difficult for God to deal with them than with our supposedly good deeds.
I believe
that God is no timeless fate but waits for and responds to sincere prayer and responsible actions.“
Dietrich Bonhoeffer Works, Volume 8, Letters and Papers from Prison, Prologue, p. 46, Fortress Press, Minneapolis 2009.
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„Widerstand und Ergebung“ (resistance and submission / acquiescence) – this is the title that Eberhard Bethge gave Dietrich Bonhoeffer’s letters and papers from prison when it was first published in 1951.
Bethge refers to Bonhoeffer’s letter of February 21, 1944, in which he considers “the line between necessary resistance to ‘fate’ and equally necessary submission”.
In his „Account at the Turn of the year 1942-1943 – After Ten Years“ for himself and his co-conspirators Eberhard Bethge, Hans v. Dohnanyi and Hans Oster, Bonhoeffer speaks of “the strength of resistance”. For him, political resistance and the inner strength of resistance from faith belong together.
Especially in critical times of isolation and quarantine, the restriction of our ‚physical‘ relationships and the worry about losing jobs and future prospects, we can find orientation and encouragement for our mind and soul in Bonhoeffer’s thoughts.