• Das Bonhoeffer Haus in der Marienburger Allee 43, 14055 Berlin
Renate Bethge Renate Bethge Renate Bethge (geb. 26. Okt. 1925) ist am 8. Juli 2019 in Bremen gestorben. Die Trauerfeier war am Donnerstag, 18. Juli, in Bremen, wo sie ihre letzten Jahre in einem Altenheim in der Nähe ihrer Tochter gelebt hat. Bei der Trauerfeier wirkte die ehemalige Vorsitzende der Internationalen Bonhoeffer-Gesellschaft, Deutschsprachige Sektion, Prof. Dr. Christiane Tietz aus Zürich, mit. Das Bonhoeffer-Haus war durch seinen Vorsitzenden, Pfr. i. R. Gottfried Brezger, vertreten. Er überreichte der Familie dieses Foto, das 1989 anlässlich der Video-Dokumentation „Ein Heiliger, der konspiriert“, im Bonhoeffer-Haus entstanden ist. Renate Bethge hat nicht nur die Dokumentation des Lebens und Werks Dietrich Bonhoeffers und die Weiterarbeit an den darin liegenden Herausforderungen begleitet. Sie hat auch in vielen Vorträgen, Interviews, Gesprächen, Bildbänden und anderen Publikationen entscheidend dazu beigetragen, dass Dietrich Bonhoeffer in der großen Ökumene so hoch geschätzt wird. Ein wichtiger Schwerpunkt für sie war der Einblick, den sie in die familiären Einstellungen geben konnte: „Die Familie hatte so viel Gewicht, dass es für den einzelnen ungleich schwieriger gewesen wäre, ein Nazi oder auch nur ‚Mitläufer‘ zu werden, als in den Widerstand zu gehen.“ Sie hat dabei mitgewirkt, dass das familiäre Gedächtnis im Haus der Großeltern in der Marienburger Allee 43 in Berlin ab 1987 mit der Erinnerungs- und Begegnungsstätte einen bleibenden Ort erhalten hat, der für Besucher aus aller Welt offen steht. Zu dessen Kuratorium gehörte sie zusammen mit ihrem Mann und über seinen Tod im Jahr 2000 hinaus. Unser Dank und unsere Gedanken an sie bleiben gegenwärtig.
Lic. Dietrich BonhoefferLic. Dietrich Bonhoeffer Der Berliner Pfarrer und theologische Lehrer Dietrich Bonhoeffer (4.2.1906–9.4.1945) gehört zu den im In- und Ausland prominentesten und einflussreichsten deutschen Theologen des 20. Jahrhunderts. Er hat mit seinem Lebensweg – der Entscheidung, sich aus theologischen Gründen an der Konspiration gegen Hitler zu beteiligen, was schließlich zu seiner Ermordung durch die Nationalsozialisten führte – für seine Theologie eingestanden. Seine in der Haft in Tegel entwickelten Gedanken über die Aufgabe der Kirche in der Zukunft gehören nach wie vor zu den stärksten Infragestellungen unserer kirchlichen Praxis, die wir kennen. In den zurückliegenden Jahrzehnten ist die Theologie Dietrich Bonhoeffers mit ihren Anstößen besonders in Situationen von Unrecht und Unterdrückung (wie etwa in Südafrika, Korea oder Südamerika) zu einem wichtigen Orientierungspunkt vieler Christinnen und Christen geworden.
Prof. Dr. Karl BonhoefferProf. Dr. Karl Bonhoeffer Der ehemalige Alterssitz der Eltern Dietrich Bonhoeffers, Prof. Dr. med. Karl Bonhoeffer und seiner Frau Paula, geb. von Hase, wurde 1935 erbaut. Wenn Dietrich in Berlin war, hat er hier gelebt. In seinem Studierzimmer sind Teile der Ethik entstanden, ebenso die Widerstandsanalyse Nach zehn Jahren, deren Manuskript den Krieg im Haus versteckt überdauerte. Hier fanden konspirative Gespräche des Widerstandes gegen die Nationalsozialisten unter maßgeblicher Beteiligung von Familienmitgliedern statt.
Paula BonhoefferPaula Bonhoeffer Wegen ihrer Beteiligung an der Konspiration gegen Hitler wurden im April 1945 die beiden Söhne Klaus (Jurist) und Dietrich und die beiden Schwiegersöhne Hans von Dohnanyi (Jurist) und Rüdiger Schleicher (Jurist) von den Nationalsozialisten ermordet. Am 5. April 1943 war Dietrich Bonhoeffer von der Gestapo aus diesem Haus heraus verhaftet worden.
 ​AusstellungAusstellung Heute befindet sich in der früheren Arztpraxis Karl Bonhoeffers eine ständige Ausstellung zu Leben und Werk Bonhoeffers, die der Grafiker Matthias Frach geschaffen hat. In neun Stationen wird das Leben und Wirken Dietrich Bonhoeffers nachgezeichnet.
StudierzimmerStudierzimmer Das Studierzimmer Dietrich Bonhoeffers im Dachgeschoss wurde annäherungsweise wieder in den Zustand gebracht, in dem er es bei seiner Verhaftung im April 1943 verlassen hat.
Bonhoeffer-HausBonhoeffer-Haus

Das Haus wurde 1935 als Alterssitz nach der Pensionierung von Prof. Karl Bonhoeffer (1868–1948) gebaut. Zuvor hatte die Familie in der Wangenheimstr. 14 in Berlin-Grunewald gewohnt. In das neue Haus zogen Karl und Paula Bonhoeffer, die die 90jährige Großmutter Julie Bonhoeffer (Einliegerwohnung) und der unverheiratete Sohn Dietrich (Mansardenzimmer).

 

Geplant war die Nachbarschaft zur Familie der ältesten Tochter Ursula (1902–1983), der Frau von Prof. Dr. jur. Rüdiger Schleicher (1895, erschossen am 23. April 1945 / Jurist, Pionier des Luftrechtes). Beide Häuser wurden durch den Architekten Jörg Schleicher, Bruder von Rüdiger, gebaut. Dietrichs älterer Bruder Klaus B. zog 1936 mit Familie in das nahe Eichkamp, wo Hans v. Dohnanyi mit Schwester Christine Bonhoeffer (verh. 1925) schon wohnten.

 

Das Haus war Ort für Familienfeste mit den 18 Enkeln als auch Ort der Widerstandsbewegung  gegen die Nationalsozialisten unter entscheidender Beteiligung von Familienmitgliedern.

 

In Dietrichs Dachzimmer waren Kapitel der Ethik und die Widerstandsanalyse „Nach zehn Jahren“ entstanden.

 

Im Gedanken an dieses Haus schrieb Bonhoeffer: „Was ein Haus bedeuten kann, ist heute bei den meisten in Vergessenheit geraten, uns anderen aber ist es gerade in unserer Zeit besonders klar geworden. Es ist mitten in der Welt ein Reich für sich, eine Burg im Sturm der Zeit, eine Zuflucht, ja ein Heiligtum“, und er beschreibt im Taufbrief an den Großneffen sein eigenes Verhältnis zu diesem Haus: Er sei „bemüht, sich überall in dem Geist zu bewähren – so wie er ihn versteht – den er im Haus seiner Eltern, Deiner Urgroßeltern verkörpert sieht.“

 

Nach Karl Bonhoeffers Tod, Ende 1948, und dem seiner Frau 1951 erwarb die Evangelische Kirche in Berlin-Brandenburg mit Schwedischer Hilfe das Haus als Sitz des Studentenpfarrers – damals Eberhard Bethge – und der Studentengemeinde an den Charlottenburger Hochschulen (TU). Das Nachbarhaus wurde wenige Jahre später von Ursula Schleicher privat verkauft.

 

Heute steht das Haus offen für Besuche von Einzelnen und für Gruppen bis max. 25 Personen. Bitte setzen Sie sich mindestens eine Woche vor dem gewünschten Besuchstermin mit uns in Verbindung, damit wir eine Führung für Sie organisieren können.